„Güle güle Türkei“ - Part II

 

Nach einigen erholsamen Tagen in der Nähe von Trabzon fahren wir am einzigen Regentag der kommenden Tage wieder los. Aber wir sind so ausgeruht und voller Energie, dass uns das die Laune nicht verdirbt. Es geht Richtung Osten an der Schwarzmeerküste entlang. Und auch wenn die große Straße, der wir folgen, ein wenig nervt, ist es doch ein schöner Abschnitt auf unserem Weg. Auf der Linken befindet sich das ruhige Meer, auf unserer Rechten ragen hohe Berge gen Himmel, teilweise mit Schnee bedeckt. Und irgendwann befinden wir uns in der Region mit all den C̗ayplantagen – inmitten dieses türkischen Freigetränks wird natürlich nicht nur einmal das Zelt aufgeschlagen.

 

 

 

 

Kurz vor der georgischen Grenze biegen wir scharf rechts ins Landesinnere ab, sagen den grünen Büschen und dem schwarzen Meer adeeee und bewältigen wieder Höhenmeter um Höhenmeter. Manchmal kann das schon ganz schön ätzend sein, aber wenn man oben angekommen ist, vergisst man die Strapazen tatsächlich einfach wieder. Wir freuen uns nur es wieder geschafft zu haben, genießen den Augenblick, ziehen uns trockene Klamotten an, bewundern die schweren Räder (und unsere muskulösen Oberschenkel) und düsen auf der anderen Seite hinab.

 

 

 

 

Und auf so einer Bergetappe erreichen wir nach zwei anstrengenden, steilen Tagen unseren bisher höchsten Punkt – 2600 Meter Höhe! Wuhu! Und bemerken beinahe auf der Stelle den Wechsel der Klimazone. Vor uns liegt eine kalte karge Hochebene (zumindest in dieser Jahreszeit) – wir sind darauf vorbereitet… mental. Mal sehen, ob auch unsere Ausrüstung darauf vorbereitet ist. Tagsüber bleibt es meist mild im niedrigen zweistelligen Bereich, zumindest des Öfteren. Nachts… was sagen wir, wenn es dunkel wird (und das ist bereits gegen fünf Uhr der Fall), wird es kalt. Das Waschen wird schwerer, aber dank unserer Schüssel und vorgewärmten Wasser ist auch das noch machbar. Bis Uwe die Schüssel verliert…….. Dramaaaa!! Aber es wäre doch gelacht, wenn wir in dieser immer noch besiedelten Gegend keinen Ersatz finden würden. Und tada! Eine billige Variante ist gleich am nächsten Tag erworben und nach der ersten Benutzung auch schon wieder zerborsten. Unsere nunmehr dritte Schüssel befindet sich aber immer noch heil und robust in unserer Obhut. Die Probleme des Radreisenden… wenn es nicht mehr werden, kommen wir zurecht.

 

Nebenbei erleben wir wiederum tolle Landschaften, immer noch eiskalte Nächte (bis -7°C) und (Jules Highlight) grandiose Sicht auf die Milchstraße.

 

 

 

 

Wir fahren weiter auf kleinen Wegen und Straßen, kommen der armenischen Grenze immer näher und besuchen eine alte Ruinenstadt, einstmals eine armenische Hauptstadt – Ani. Die Ruinen beeindrucken uns und wir verbringen länger in dem Gelände als geplant, aber was soll’s. Da wird das Zelt halt gleich nebendran aufgeschlagen und noch ein wenig Wäsche gewaschen.

 

 

 

 

Auch wenn wir die letzte Zeit in diesem Land genießen, eilen die Gedanken oft schon voraus. Ins nächste Land. Das braucht schließlich auch etwas Vorbereitung, denn die Grenzübergänge werden nicht einfacher. Und der Termin für den Abflug muss auch eingehalten werden.

 

Bis wir eine Nachricht von der Fluggesellschaft bekommen. Wir haben einen Stopover Flug gebucht, denn von der Stadt Van in der Osttürkei fliegen keine internationalen Flüge ab. Und dieser Anschlussflug wurde um zwei Tage nach hinten verlegt… blöd. Zumal Jule es auch nun wie Schuppen von den Augen fällt. Das türkisches Visum gilt nicht für drei Monate, sondern für 90 Tage. Und die Cleveren unter Euch wissen natürlich sofort, dass 90 Tage weniger als 3 Monate sind….. Mit dem gebuchten Abflugtermin wäre unsere legale Aufenthaltszeit in diesem Land also überschritten. Mmh… hat da das Schicksal seine Hand im Spiel?

 

Denn ein Anruf bei der Fluggesellschaft klärt das ganze innerhalb weniger Atemzüge. Da nur der Anschlussflug verlegt wurde, dürfen wir unentgeltlich einen anderen Termin für den Flug wählen. Und ganz verblödet sind wir nicht und tada: Wir fliegen ein paar Tage eher und halten uns an die Visavorschriften.

 

Was uns vor eine neue Herausforderung stellt: Wie kommen wir rechtzeitig nach Van (Abflugort)?

 

 

 

 

In der Zwischenzeit taucht vor uns der höchste Berg der Türkei auf – der Vulkan Ararat mit 5137m Höhe. Majestätisch. Wir sind entzückt.

 

In der größeren Stadt (Dogubayazit) an dem Berg angekommen, machen wir noch etwas Sightseeing und wollen uns einen kleinen Bus suchen, der uns nach Van bringt. Gesagt, getan. Mithilfe einiger freundlicher Locals (es sind nun die Kurden, nicht mehr Türken), sind Plätze in einem Bus mit Preisabsprache reserviert. Aber wie es so ist… Die Fahrräder und all unser Gepäck sind gut verstaut und der Fahrer hält die Hand auf. Die Räder sind schließlich auch Passagiere, also nochmal denselben Betrag bitte…. Die Stadt hat uns sowieso schon Nerven gekostet mit ihren Kindern, die „Turistas, turistas, money, money“ so laut sie nur können brüllen (es ist tatsächlich das erste mal, dass wir so was in der Türkei erleben)… Wir diskutieren nicht viel, drücken dem Fahrer das Geld mit unseren unfreundlichsten Blicken in die Hand und hoffen, dass Allah seines Amtes waltet.

 

 

 

 

Nach einer rasanten Fahrt kommen wir in Van an. Die Stadt macht einen freundlicheren Eindruck, die Menschen scheinen wieder aufgeschlossener und hilfsbereiter. Hier verbringen wir unsere letzten Tage, treffen Vorbereitungen für die Weiterreise, sind aufgeregt, lassen ein PCR Corona Test über uns ergehen und dürfen dafür ein städtisches Krankenhaus von innen kennen lernen... Nun, nachdem wir wie in "Asterix erobert Rom" in dem Haus von oben nach unten, von links nach rechts, von Schalter 1 zu Schalter 5 geschickt werden, würde es uns nun nicht wundern, wenn der Test positiv ausfällt...(tut er aber natürlich nicht) Getreu dem Motto: hält man angemessenen Abstand zum Vordermann steht man auch nicht an und zack, stehen plötzlich noch zwei Kranke vor einem. Wir treffen uns nichtsdestotrotz mit Locals, machen die Gegend unsicher und sitzen plötzlich wartend am Flughafen bis die Check in Schalter öffnen. Irgendwann ist es soweit und wir stehen natürlich ganz vorn mit unseren Riesenpaketen. Da das Prozedere bei uns doch etwas länger dauert, werden die Einheimischen hinter uns langsam nervös und rücken dichter und dichter an uns heran, sodass wir deren Atem im Nacken spüren. Einer steht dann plötzlich auch mal kurz vor uns. Aber wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen (im Gegensatz zur netten Flughafenmitarbeiterin) und geben letztendlich unsere Fahrräder in die Obhut der Fluggesellschaft…. Mögen sie (heil) am Ziel ankommen! Und wir natürlich auch...

 

 

 

Die Türkei war ein ziemlich gutes Radreiseland und wir haben es doch sehr genossen, aber wir merken, dass wir bereit sind für ein neues Land. Für eine andere Kultur. Für andere Landschaften…

 

Wir freuen uns!! Freut Euch!

 

 

Kommentare: 2
  • #2

    Stephie (Dienstag, 21 Dezember 2021)

    Huhu ihr Beiden, das ist ja wieder ein toller Erlebnisbericht und vor allem so schöne Bilder.
    Klasse, wie ihr die Alltagsprobleme so meistert.
    Liebste Grüße �

  • #1

    Isabel (Montag, 06 Dezember 2021 22:24)

    Wahnsinn was ihr für schöne Erlebnisse habt. Mega Bilder. Weiterhin viel freute beim Reisen, bleibt Gesund und eine schöne Weihnachtszeit �� Lg Isabel