Arabische Halbinsel Teil II

 

Von Riad fahren wir weiter gen emiratische Grenze. Wir haben einen Termin: Am 14. Februar müssen wir in Dubai sein. Nein, nicht um Valentinstag pompös zu feiern – es hat sich wieder Familienbesuch angekündigt. Und so sausen wir zur größten Sandwüste der Erde – der Rub al-Chali bzw. auch das Empty Quarter genannt, denn hier müssen wir durch… Naja, sausen ist übertrieben. Die Boosterimpfung (natürlich gegen Covid-19) hängt uns noch etwas nach, aber lange nicht so schlimm wie befürchtet…

 

 

 

 

Das Empty Quarter durchqueren wir im nördlichen Teil, an einer „schmalen“ Stelle – es sind trotzdem noch knappe 300 km mit relativ rar gesäten Versorgungsstationen. Und es kommt wie es kommen musste – ein handfester Sandsturm darf natürlich nicht fehlen. Glücklicherweise kommt der Wind aus Nord, sodass es „nur“ Seitenwind ist. Der große Highway wird so gut es geht durch Raupen und Bagger freigehalten und wir weigern uns aufzugeben. Wir wollen hier mit dem Fahrrad durch. Nach zwei Tagen ist der heftige Wind überstanden und wir können ziemlich fantastische Aussichten auf dieses Wüstenmeer genießen.

 

 

 

 

 

Nun verlangen die Vereinten Arabischen Emirate einen PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden bei Grenzübertritt sein darf. Die nahegelegenste Teststation liegt 250 km entfernt… Also, was machen wir. Ganz klar: wir fahren zur Grenze ohne Test und sehen was passiert. Die Grenzbeamten gucken ziemlich fassungslos als sie erfahren, dass wir keinen Test haben. Aber wie es in Saudi-Arabien nun einmal ist: Polizei und Grenzbeamte sind hier tatsächlich Freund und Helfer und es wird eine Lösung gefunden. Aber das ist eine Geschichte, die nicht für einen öffentlichen Blog geeignet ist. 😊

 

 

 

Und so passieren wir am Abend des 4. Februar die emiratische Grenze und erfahren am nächsten Tag gleich wieder die Gastfreundschaft der Araber. Bei der Suche nach einer Prepaid-SIM-Karte werden wir von zwei jungen Männern angesprochen und sogleich in ihr Strandhaus eingeladen. Na, da sagen wir doch nicht Nein!! Und da es so schön ist, bleiben wir noch einen Tag länger und erholen uns von den letzten Tagen.

 

 

 

 

Danach muss die wilde Fahrt aber weitergehen, denn wie gesagt, wir haben Termine. Abu Dhabi ist uns trotzdem einen Stopp wert, vorallem da wir hier von Anthea – einer Neuseeländerin mit Radreiseerfahrung – eingeladen werden. Und wir können wieder unser Glück kaum fassen, denn diese tolle Person wohnt sehr weit oben mit einem netten Blick auf die Stadt und sie hat Bier… Wir dürfen einen Tag länger bleiben – sehr schön!

 

Damit wir uns weiterhin in dem Emirat Abu Dhabi frei bewegen dürfen und Zutritt zu allen öffentlichen Plätzen etc. haben, absolvieren wir schnell einen Drive-through PCR-Test, dessen Ergebnis wir innerhalb weniger Stunden erhalten. Negativ natürlich.

 

Und so nutzen wir den Extratag und gucken uns die relativ neue, an Disney’s Aladdin erinnernde Scheich-Zayid-Moschee an. Mithilfe von Absperrbändern und viel Security werden wir durch dieses ziemlich eindrucksvolle Gebäude hindurchgeführt – Bilder bitte nur an den dafür vorgesehenen Punkten und durch ein „Don’t touch yourself“ werden wir darauf hingewiesen, dass man den Arm nicht auf die Schulter des Partners legen soll. Na gut…

 

 

 

 

Zum verabredeten Zeitpunkt erreichen wir Dubai und treffen hier Uwe seinen Bruder mit seiner Freundin. Wir verbringen drei schöne Tage mit ihnen, bestaunen dieses doch vielfältige, aber auch größenwahnsinnige Potpourri aus so vielen verschiedenen Kulturen und verabschieden uns nur schweren Herzens wieder. Aber: The show must go on… yeah.

 

 

 

 

Und so sitzen wir – mir nichts dir nichts – wieder auf den Radeln und kämpfen uns aus diesem Großstadtdschungel heraus. Ein kleiner Gebirgszug ist schnell überwunden und schon stehen wir vor der nächsten Grenze. Dieses Mal ordnungsgemäß mit einem negativen PCR-Test und allen erforderlichen sonstigen Formalien. Auch hier werden wir sehr freundlich und reibungslos ins Land hineingelassen. Und wenn wir irgendwelche Probleme haben sollten, sollen wir doch die Grenzbeamten anrufen, sie werden helfen.

 

Wir bahnen nun unseren Weg in diesem neuen Land entlang der Küste immer Richtung Süden. Die Stimmung erhält einen leichten Knick als wir feststellen müssen, dass unser Instagram Konto gesperrt wurde und wir keine Chance haben, herauszufinden weshalb, geschweige denn es wieder entsperren zu lassen. Das mag kleinlich erscheinen, aber in diesen Social Media Zeugs steckt halt doch auch relativ viel Zeit und Mühe drin…

 

 

Aber auch das werden wir überleben, und so können wir die Dinge um uns herum viel mehr genießen… jaja… Auf jeden Fall stellen wir uns Indien wie diesen Küstenstreifen nördlich von Muscat vor. Sehr viele Inder, alles besiedelt und viel Müll. Aber es hat auch einen gewissen Charme mit all diesen Fischerdörfchen und Booten.

 

 

 

 

 

In Muscat verweilen wir nur kurz, es ist keine sonderlich erwähnenswerte Stadt. Uwe sein Knöchel macht ihm aber immer mehr zu schaffen, sodass wir uns nur langsam in den Süden vorarbeiten. Wir besuchen das Wadi Shab und schwimmen zu einer Höhle und im Sinkhole von Bimmah, lernen wir den Backpacker Robert kennen. Wir treffen ihn in Richtung Süden immer wieder und verbringen die Abende und teilweise die Tage gemeinsam. Meeresschildkröten im Wasser haben wir an der Küste schon sehr viele erspäht und wollen nun auch gern welche an Land sehen. Leider haben wir kein Glück und so bestaunen wir nur deren Spuren im Sand. Es ist schön Gleichgesinnte zu treffen und zur Abwechslung mal einen anderen Gesprächspartner als nur uns zu haben…

 

 

 

 

Denn die Spannung zwischen uns wächst. Uwe sein Fuß wird nicht besser, gegenseitige leichte Vorwürfe entstehen und es kommt zu Streitereien über (im Nachhinein) Nichtigkeiten. Denn eines ist klar: Wir brauchen beide eine Pause. Jule setzt sich durch und die 300 km von der Südspitze des Omans bis nach Nizwa werden per Anhalter überbrückt. Eine neue ziemlich spannende Erfahrung… Könnten wir öfter machen.

 

In Nizwa gönnen wir uns ein schönes Hotel und ruhen uns aus. Uwe lagert und kühlt den Knöchel, Jule erkundet ein wenig die nahe Umgegend. Nizwa ist eine angenehme grüne Oase mit einer sehenswerten Altstadt. Kein schlechter Platz für einen Stopp.

 

Nach fünf Tagen müssen wir aber weiter, denn wir haben wieder einmal Termine. Jaaaa, es hat sich wieder Familienbesuch in Dubai angekündigt – diesmal ist es Jule’s Familie.

 

 

 

 

Ein wenig erholt radeln/schieben wir noch in ein Wadi hinein – Wadi Ghul. Und hier finden wir endlich, nach dem wir gesucht haben. Eine recht untouristische Schlucht mit Wasser und vorallem Ruhe! Diesen Grand Canyon des Omans (wird tatsächlich so genannt) könnte man sich auch von oben angucken, aber das würde bedeuten wir müssten über 1500 Höhnmeter bei knapp 40 Grad im Schatten überwinden – die Lust hält sich in Grenzen und so kämpfen wir uns lieber einen anderen Gebirgspass hinauf mit nur 600 Höhenmetern. Und was sollen wir sagen, es ist wie es ist: Höhenmeter lohnen sich meistens und so genießen wir tolle Blicke auf beeindruckende Landschaft und heizen eine coole Schotterpiste auf der anderen Seite wieder hinunter.

Auch der weitere Weg ist nicht die einfachste und kürzeste Strecke in die Emirate und das zahlt sich aus. Die letzten Tage im Oman verbringen wir in einer herrlichen bergigen Natur.

 

 

 

 

Und schon sind wir zurück in den Emiraten und besuchen zunächst einmal einen Alkoholshop… diese sind nicht so leicht zu finden in den hiesigen Gefilden, aber wenn man einmal weiß wonach man schauen muss…

 

Die restliche Strecke nach Dubai überbrücken wir teilweise mit einer Mitfahrgelegenheit und kommen so rechtzeitig im gebuchten Hotel an. Die Familie bleibt eine Woche – eine Woche, die viel zu schnell vergeht! Und wieder müssen wir sagen: Dubai hat was. Diese Stadt überrascht und fasziniert… Der Abschied fällt nicht ganz so leicht und langsam kommen Gedanken an die Heimat auf….

 

 

 

 

Aber noch ist es nicht an der Zeit heimzukehren. Wir haben noch Ziele und einige Länder vor uns, die wir sehen und kennenlernen möchten.

 

Wir freuen uns! Freut euch!

 

 

Anmerkung zu den Kommentaren:

 

> Vielen lieben Dank Konny und Thomas!!

 

> Und Onkel Franek... so viele Fragen.:) Und da du so ein munterer Kommentarschreiber bist, wollen wir die auch nicht unbeantwortet lassen.

Also, an was denkt man? An Nichts? Selten... Obwohl, wenn man nur auf die Musik oder den Podcast lauscht, die aus unseren Kopfhörern dröhnen, denkt man auch mal Nix. Aber so einfach ist Nichts denken gar nicht... Manchmal freut man sich, dass man kein Gegenwind hat oder dass es nicht so heiß ist...oder nicht so kalt. Manchmal reden wir sogar miteinander. Und manchmal ist man in tiefen Grübeleien über die existentiellen Grundlagen alles Lebens, der Galaxie und des Universums versunken. Ja, ganz bestimmt.:) Aber oft fragt man sich einfach nur, was zum Teufel wir hier eigentlich machen.... ach ja, Fahrrad fahren. Und dann wieder von vorn!

Nachts schläft Uwe, lautstark ist meist nur sein Geschnarche.

Wir trinken Wasser... wie banal. Und dazu möchte ich anmerken, auch wenn ein anderer Eindruck entstanden sein sollte: Es gab im gesamten Oman kein Alkohol für uns - Touristen kommen da nicht so leicht ran. Das erklärt dann vielleicht auch unsere schwierige Zeit miteinander.:)

Es wird sich vertragen. Bis zum nächsten mal!

 

> Rico Waldi Wald: Vielen Dank, wir freuen uns, dass ihr unsere Reise so interessiert mitverfolgt!

 

Es freut sich, Jule und Uwe

Kommentare: 4
  • #4

    Konny und Thomas (Freitag, 29 Juli 2022 08:46)

    Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag ��, genügend Luft im Reifen �, ausreichend Sitzfleisch über'm Sattel �� und noch viele schöne Begegnungen ���‍��‍� und Eindrücke �⛺�️ wünschen Konny & Thomas!

  • #3

    Onkel Franek (Freitag, 08 Juli 2022 16:21)

    Wieder wunderschöne Fotos aus einer fremden Welt.
    Was denkt man eigentlich, wenn man so im Nichts unterwegs ist? Nichts?
    Erschreckt sich Uwe nachts lautstark, wenn Jules gemusterte Füße wie eine gefährliche Natter unter der Decke hervorluken???
    Was trinkt Ihr, wenn es nicht gerade Alkohol ist? ;-)
    Einige von vielen Fragen, die mich nach dem Lesen des wieder sehr kurzweilig geschriebenen Reiseberichts beschäftigen.

    Gute Weiterfahrt. Und bitte: vertragt Euch! :-))

  • #2

    parviz (Donnerstag, 07 April 2022 20:19)

    very good

  • #1

    Rico Waldi Wald (Sonntag, 03 April 2022 20:10)

    Liebe Grüße aus der Heimat.
    Wieder einmal super geschrieben. Bleibt gesund ihr Abenteurer. Wir denken an euch. Waldi & Yvi