Noch einmal quer durch Polen (von Nord nach Süd... oder so)

 

 

 

Inzwischen ist Juni, wir sind in Krakau angekommen und eine größere Entscheidung muss getroffen werden.

Aber erstmal von vorn:

Klaipeda – die Stadt liegt bald hinter uns und Kaunas vor uns. Kaunas ist die zweitgrößte Stadt Litauens, einstmals vorübergehende Hauptstadt und am Zusammenfluss der Memel und Neris gelegen, macht einen tollen ersten Eindruck. Auch der Zweite ist schön und wir verbringen den Nachmittag umherkurvend auf den alten Pflastersteinstraßen. So wirklich bereit für das Stadtleben sind wir aber nicht. Wir wollen weiter, wir wollen wieder in die Wildnis. Und gesagt – getan.

 

 

 

 

Litauen verabschiedet uns mit einem unglaublich schönen Campingplatz – inmitten einer Blumenwiese im Wald mit Sonne und Ruhe… und schon sind wir wieder in Polen.

 

Es wird etwas wärmer, die erste Schicht Jacken können wir dann und wann ablegen. Die ostpolnische Landschaft mit ihren kleinen Dörfchen und Wäldern und Wiesen und Weiden hat uns für sich eingenommen. So schön! Unsere Reisegeschwindigkeit reduziert sich, das Genussradeln vermehrt sich.

 

 

 

 

Wir steuern den Bialowieza Nationalpark an, dieser befindet sich in einem großen Urwaldgebiet, was zum Teil in Polen und zum anderen Teil in Belarus liegt. Der letzte ursprüngliche Urwald Europas mit (unter anderem) wildlebenden Wisenten. Wir hoffen natürlich auf Sichtung dieser Tiere – aber man kann nicht alles haben. Wir müssen in einen Tierpark gehen, um diese gewaltigen Tiere live zu sehen – und sind nicht allzu unglücklich über den Zaun zwischen uns…

 

 

 

 

Ansonsten ist dieser Wald natürlich toll, toll, toll. Aber eigentlich finden wir ganz Ostpolen toll, toll, toll. Sehr ursprünglich, wenig besiedelt und keine allzu schlechten Radwege… zumindest teilweise… von den Sandpisten mal abgesehen. Aber das Wetter wird immer besser, manchmal fahren wir sogar kurzärmelig. Also, was soll´s…

 

 

 

 

Uwe ist der Meinung, wenn wir einmal in Polen sind, dann sollten wir auch nach Warschau radeln. Also wiedermal gesagt – getan. Wir ändern unsere Richtung (der Wind übrigens auch… egal welche Himmelsrichtung wir einschlagen, der Wind kommt aus ebenjener und versorgt uns zuverlässig mit Gegenwind). Ein Post auf Facebook versorgt uns auch gleich mal eine Unterkunft in der Nähe der Hauptstadt. Piotr, ein begeisterter Radler und Deutschlandfan, lädt uns zu sich und seiner Familie ein.

 

Wir dürfen auf dem wunderbar ebenen Rasen unser Zelt aufschlagen und werden in der Familie herzlich aufgenommen und versorgt. Und so rasten wir hier für vier Tage, bekommen eine exklusive Stadtbesichtigung mit Piotr (der übrigens nichts dafür möchte außer deutsch sprechen sprechen sprechen), erholen uns, bringen die Räder ein wenig auf Vordermann (diese machen bisher unglaublich gut mit!), nähen diverse Sachen, duschen, waschen und plaudern. Und auch unser erster Wochenmarktbesuch erfolgt in dem kleinen Vorort von Warschau – Jule ist begeistert und kauft säckeweise Gemüse, Uwe eher etwas entnervt... Warschau an sich finden wir abseits der hohen Glasbauten ganz schön. Die Altstadt ist sehenswert, das Weichselufer lädt zum Verweilen ein.

 

 

 

 

 

Nach den herrlichen Tagen – vielen vielen Dank an dieser Stelle nochmal an die Familie!! – verabschieden wir uns und ziehen weiter gen Süden. Krakau ist das Ziel, da dort ein Paket von der Heimat ankommen soll und weil die Stadt schön sein soll – also warum nicht?

 

Ein kleiner Umweg auf dem Weg nehmen wir über die Touristenhochburg Kazimierz Dolny. Die Anreise gestaltet sich jedoch erstmal nicht so wie geplant. An der Fähre, die uns über die Weichsel bringen soll, angekommen, sehen wir Bagger und Bauarbeiter werkeln. Da fährt uns wohl in nächster Zeit keiner rüber. Also ein Stück nach Norden abgedreht zur nächsten Fähre. Mit Bangen fahren wir den Steilhang zum Flussufer hinunter und beten, dass wir hier nicht wieder hochfahren (-schieben…) müssen… Aber siehe da, die Fähre fährt tatsächlich und schon sind wir auf der anderen Flussseite – Glück gehabt.

 

Kazimierz Dolny ist – wie erwähnt – eine touristische Kleinstadt, die nichtsdestotrotz niedliche Ecken hat. Aber der ganze Trubel ist uns nichts und wir ziehen nach ein wenig Sightseeing weiter. Durch die Obstkammer Europas… gefühlt. Die Zeltplatzsuche ist hier wegen der schier endlosen Plantagen erschwert und unsere Lungen atmen so viel Sprühnebel von Pflanzenschutzmittel ein, dass alle Coronaviren nun wirklich abgestorben sein sollten…

 

 

 

 

Wir entfernen uns wieder von der Weichsel – es wird hügeliger und die Landschaft ist nun eher der Landwirtschaft verschrieben. Etwas anders als wir das aus Deutschland kennen. Hier scheint noch jeder Bauer mit seinem alten Ursus-Traktor seine eigenen kleinen Flächen zu bestellen... Diese andere, und doch schöne Landschaft (mit einigen Höhenmeter) lassen wir hinter uns und rollen nach Krakau hinein.

 

 

 

 

Das Paket ist angekommen, wir freuen uns. Die Stadt wird besichtigt und wir sind fasziniert und beeindruckt… Das was wir an so einem Nachmittag sehen können, finden wir richtig schön! Eine schöne Stadt mit Charme und Flair und definitiv wieder einen Besuch wert.

 

 

 

 

Und der richtige Ort ist es, um Entscheidungen zu fällen. Wir müssen überlegen welche Richtung wir nun lieber einschlagen wollen. Ungarn lässt anscheinend bis Ende Juni keine deutschen Touristen ins Land – oder nur beschränkt… Wir erfüllen jedenfalls die Kriterien nicht und wollen uns auch nicht so lange in der Slowakei aufhalten. Nun stehen zwei Routen zur Auswahl:

 

      A)      über Tschechien, Österreich, Slowenien und die Mittelmeerküste (oder so ähnlich) in die Türkei.

 

B)      über die Ukraine nach Rumänien und Bulgarien (Nordmazedonien, Albanien??) in die Türkei.

 

 

Die Entscheidung ist gefallen. Es bleibt spannend. Freut euch!

 

Kommentare: 6
  • #6

    Onkel Franek (Samstag, 05 Juni 2021 15:15)

    Nun seid Ihr schon zwei Monate unterwegs. Das klingt ganz schön lange. Aber eigentlich seid/ward Ihr noch ganz nah. Polen ist doch nur 80 km von Berlin weg. ;-)
    Ich freue mich sehr, dass es Euch dort so gut gefällt. Diese Begegnung mit Piotr, seiner Familie und die gelebte Gastfreundschaft - das ist Polen. Euer kurzweilig geschriebener Bericht und die vielen schönen Fotos - klasse!
    Nachdem ich anfangs bzgl. "einer Entscheidung" eher was Schlimmes vermutete, bin ich letztendlich froh nur zwischen zwei Reiserouten raten zu müssen. Ach Quatsch - ich rate nicht. Ich wünsche mir Route B. Klingt spannender. :-)
    Mein Gefühl meint, es wird bald wieder den nächsten Kurswechsel geben. Von daher bleibt es so oder so spannend.
    Kommt gut weiter!

  • #5

    Muddy Silvia (Donnerstag, 03 Juni 2021 20:31)

    Da Ukraine im Prinzip dicht ist - A! Leider :-(

  • #4

    Stephie (Donnerstag, 03 Juni 2021 15:29)

    Da ihr die Herausforderung liebt, glaube ich ihr wählt B � gute Weiterreise!!!

  • #3

    Nancy (Donnerstag, 03 Juni 2021 12:59)

    So toll geschrieben, ich freue mich jedes Mal aufs Lesen.
    Da ich A wählen würde, glaube ich ihr nehmt B ;-)

  • #2

    Gosia � (Donnerstag, 03 Juni 2021 11:14)

    Wahnsinn...
    Ich wähle A

  • #1

    Wilfried Wußling (Donnerstag, 03 Juni 2021 10:50)

    Schön geschrieben �
    Ich tippe auf A.
    Weiter viel Spaß!