Rumänien - wir kommen!

 

Uwe lebt noch! Da hat er aber nochmal Glück gehabt…. Jedenfalls besuchen wir tatsächlich die Stadt Kamianets-Podilskyj, die recht spektakulär auf einem Archipel zwischen Flussschluchten gebaut wurde und versuchen uns am Abend an einem Bier. Es schmeckt noch nicht wieder....

 

 

 

Am Folgetag verabschieden wir uns von der Partylocation und ziehen weiter in Richtung rumänische Grenze mit 2,20 Euro in der Tasche. Der Plan sieht vor in spätestens 3 Tagen die Grenze zu überqueren – bis dahin muss das Geld reichen. Nun… wie es auf einer Reise so ist, geht natürlich nicht immer alles glatt. Erst macht Jule ein schlimmer Magen-Darm-Virus zu schaffen und als nach 24 Stunden die Lebensgeister wieder halbwegs erwacht sind, befällt Uwe ein noch viel schlimmerer Magen-Darm-Virus…. Nachdem er wieder dem Tod von der Schippe gesprungen ist, können wir endlich durchstarten und die restlichen Kilometer in Angriff nehmen. Harte Kilometer. Heiße Kilometer. Aber auch landschaftlich reizvoll. Wenn nur der Weg (Straße?) nicht aus Rollkies bestehen würde… Nichtsdestotrotz (und darauf sind wir nicht unwenig stolz) erreichen wir mit einem Tag Verzug, nach 1210 Hm, in >33°C Hitze, schwachen Körpern und ohne Geld in der Tasche die Grenze! Juhu!! Die Ukraine liegt hinter uns. Anstrengend – nicht nur körperlich, auch psychisch – und doch unglaublich intereassant.

 

 

 

 

Der Grenzübertritt verläuft ziemlich reibungslos. Die Ukrainer wollen nur noch einen kurzen Blick in die Taschen werfen und wissen, wo das Geld ist („Money? We have no money. Homeless, blank, abgewrackt.“). Die Rumänen blicken desinteressiert in unsere Pässe und wünschen „Good luck“ und schon sind wir im Land… in der EU… Uwe hat Internet… und ist glücklich wie ein kleines Kind.:)

 

Rumänien macht auf den ersten Kilometern einen ähnlichen Eindruck wie die Ukraine, bis plötzlich die Straßen unglaublich herrlich gut werden und wir merken, dass fast jeder Einwohner ein paar Brocken englisch sprechen kann – das ist schon eine kleine Erleichterung für uns. Es scheint auch moderner und zivilisierter zu sein, man spürt doch, dass die EU hier Einzug gehalten hat.

 

 

 

 

Unsere erste Etappe führt uns durch Bucovina – eine ländlich geprägte Region mit viel Weide- und Grasland. Wir besuchen ein paar der schönen Moldauklöster (einige der 600 Jahre alten Klöster stehen auch auf der UNESCO-Liste) und genießen die rumänische Gastfreundschaft und die tollen Campingmöglichkeiten. Ein Gefühl der Freiheit kommt auf...

 

 

 

 

Und dann geht es endlich in die Karpaten – wir freuen uns schon lange auf die Berge. Länger als gewollt (ach, die Gesundheit wieder – sie ist so ein wertvolles Gut) entspannen wir in der voralpen-ähnlichen Atmosphäre, überstehen ein schweres Unwetter (der Gesundheit sei Dank aber in einer festen Unterkunft) und lernen hier ein neues Warnsystem für Gefahrenlagen kennen. In der Nacht macht das Handy plötzlich so einen Krawall, dass wohl das ganze Haus es gehört haben müsste (da aber jeder so eine Warnung auf sein Handy bekommt, ist das halb so wild) und meldet Gefahr vor Unwetter und Starkregen. Aber auch das überstanden, geht es endlich weiter zu unserer ersten Passüberquerung – nur bis auf 1440 müNN, aber immerhin ein gutes Training für was da noch folgen soll.

 

 

 

 

Am Fluss zwischen den Bergen fahren wir in toller Landschaft entlang zu einem dreckigen, aber doch schönen Stausee und weiter (auf dringende Empfehlung eines Einheimischen) durch eine spektakuläre Schlucht hinauf zum nächsten See. Auch dieser ist nicht allzu reizvoll, sodass wir alsbald weiterziehen. Nach einem neuerlichen kleinen Pass rollen wir hinab nach Transsylvanien aka Siebenbürgen. Lange unter ungarischer Herrschaft sehen wir in dieser Region die typischen seltsamen Aneinanderreihungen von Buchstaben, die die ungarische Sprache so an sich hat. Knapp 20% der Bevölkerung sind laut Internet noch Ungarn (70% Rumänen, eine kleinste Minderheit Deutsche – Überbleibsel der siebenbürgener Sachsen, der Rest Roma…. Nach unserer Einschätzung ist die Zählung der Roma nicht ganz korrekt…).

 

 

 

 

Wir radeln durch eine hügelige Landschaft mit vielen Feldern und Wiesen. Die etwas höheren Hügel sind alle mit einem schönen Mischwald bedeckt. Also was sollen wir sagen? Schön, schön, schön! Und die Warnung vor Bären wird immer lauter. Rumänien hat in den Karpaten die größte wildlebende Bärenpopulation Europas, besonders häufen sie sich wohl in den Südkarpaten. Und genau dahin wollen wir – in die hohen Berge!

 

 

 

 

Vorher verbringen wir allerdings noch ein paar Tage in Brasov (von den Sachsen gegründet und gebaut, daher auch bekannt als Kronstadt) zur Erholung der müden Beine und zum Sightseeing. Eine niedliche Stadt mit vielen Gässchen und alten Häusern. Ein klein wenig wie man sich eine Mittelalterstadt vorstellt. Und damit wir nicht allzu viele Muskeln abbauen, erklimmen wir natürlich noch den ziemlich hohen Hausberg. Jule kann sich danach wieder vor Muskelkater kaum bewegen, aber man ist ja abgehärtet und eh man sich versieht, sitzen wir wieder auf unseren Radeln und fahren weiter in die Berge hinein.

 

 

 

 

Dem angeblichen Schloss von Graf Dracula wird im Vorbeifahren gewunken, denn die Menschenmassen sind uns zu viel und der Eintrittspreis zur Burg sowieso… Und da der Herr Fürst Vlad III. Draculea, bekannt als Graf Dracula, nie einen Fuß dort hineinsetzte, möge er uns die Ignoranz verzeihen.

 

 

 

 

Und dann steht endlich die große Bergetappe an. Die Transfagarasan – eine Gebirgshochstraße, die das Fagarasgebirge überquert – soll es sein. Der Pass liegt auf 2042 müNN – 1600 Höhenmeter auf 32 km mit Essensvorrat für 4 Tage in den Taschen und Hitze. Wir rechnen lieber mit zwei Tagen für den Anstieg… Aber der Ehrgeiz treibt uns voran. Und so stehen wir tatsächlich am Abend voller Stolz oben und bauen ausgelaugt an einem netten Plätzchen unser Zelt auf. Und dann wird uns von einem deutschen Pärchen, die mit ihrem Campervan unterwegs sind, auch noch ein Bier ausgegeben – wir können unser Glück kaum fassen… Bis die Jandarmeria kommt – gerufen weil ein Zeltnachbar ein Feuer entzündete – und uns des Platzes verweist „no camping here, or penalty“. Kacke! ****! Der Frust ist kurz groß, aber der Ersatzcampingplatz entschädigt mit seiner Lage und Aussicht für vieles! Und so gibt es doch noch ein Happy End und wir fallen müde und zufrieden auf unsere Isomatten.

 

 

 

 

Am nächsten Morgen/Mittag erkunden wir ein wenig die Bergwelt per pedes und erklimmen noch zwei kleine Gipfelchen – die Aussicht ist grandios. Toll, toll, toll! Nur geht es Uwe immer schlechter. Zu den Kopfschmerzen gesellt sich am nächsten Tag auch noch Übelkeit, sodass wir entscheiden abzufahren. An einem See an einer schönen und ruhigen Stelle springt er erneut dem Tod von der Schippe und Jule holt sich den Sonnenbrand ihres Lebens. Was uns nicht umbringt… und so… die wilde Fahrt geht also schon bald weiter und die letzten Höhenmeter rollen wir entspannt hinab – bis plötzlich ein Bus mit Warnblinkanlage vor uns steht. Und da, am Straßenrand, sitzt tatsächlich ein Braunbär. Ein großes Exemplar! Krass… und cool… und unheimlich. Und dann dürfen wir der Dummheit der Menschheit mit beiwohnen und zusehen, wie dem Bären essen zugeworfen wird… Na danke.

 

 

 

 

Der Weg führt uns nach diesem Erlebnis weiter in die Tiefebene der Walachei – große ferne Weiten assoziieren wir mit dem Begriff Walachei. Etwas ernüchternd ist es dann schon. Sie ist sicher groß und fern, aber es ist eine Feldlandschaft mit vielen vielen Romas… Nun ist diese Bevölkerungsgruppe – die in der früheren deutschen Sprache noch ein paar mehr Namen hatte, die aber nun geächtet werden, sodass auch wir sie hier nicht in den Mund nehmen wollen (#politischkorrekt… dass wir nicht lachen) – mit vielen Vorurteilen behaftet. Tja, was sollen wir sagen… Sie stimmen unserer Erfahrung nach zum Großteil. Sie betteln, lassen ihr Haus und Hof verdrecken und vermüllen ihre Umgebung. (Wobei an der Vermüllung dieses Landes mit Sicherheit nicht nur sie verantwortlich sind.) Kein sonderlich sympathisches und vertrauenswürdiges Völkchen… Ausnahmen gibt es mit Sicherheit.

Aber auch in diesem Landstrich gibt es was zu feiern: 5000 km haben wir in den Beinen, unter den Reifen, gestrampelt, gerockt und vorallem überlebt! Juhuuuuu!

 

 

 

 

Mittlerweile sind wir in der Hauptstadt Bukarest angekommen. Die Stadt ist einfach riesig, hat aber eine sehenswerte Altstadt. In ihren Bann hat sie uns aber nicht gezogen, wahrscheinlich hätten wir ihr mehr Chancen geben sollen, aber uns sind die Ruhe und die liebevolle Pflege unserer Räder und des Blogs wichtiger...

 

 

 

 

Aber schon sehr bald rollen wir weiter in Richtung Bulgarien! Wir freuen uns schon ziemlich sehr! Freut euch!

 

 

Kommentare: 7
  • #7

    LWV (Mittwoch, 11 August 2021 18:41)

    Hallo ihr Zwei Verrückten
    Schön dass ihr überlebt habt
    Geile Landschaftsbilder als auch Paaenbilder
    Waren es wirklich 45 Grad?
    Wenn ich die Bilder sehe werde ich neidisch, wenn ich dran denke wie ihr dahin kommt finde ich mein Sofa auch wieder toll.
    Passt gut auf euch auf und danke für die tollen Bilder und Infos
    LWV Noldi und Lütti

  • #6

    Konny & Tom (Freitag, 30 Juli 2021 12:09)

    Hallo Juliane, alles Gute zum Geburtstag....��

  • #5

    Stanley (Mittwoch, 28 Juli 2021 14:49)

    Die Bilder machen schon sehr neidisch! ;-)
    Ich freu mich jedes mal die neuen Einträge zu lesen und "mitzureisen". Bleibt gesund oder springt jedenfalls wieder von der Schippe und schneidet ja nicht Uwe's Bart ab.

  • #4

    Nancy (Freitag, 23 Juli 2021 08:05)

    Gleich ein volles Storchennest… was das wohl bedeutet, für wen auch immer ?! :-P

  • #3

    Stephie (Donnerstag, 22 Juli 2021 21:28)

    Hallo ihr Lieben, sehr schöne Bilder und tolle Berichte, man hat das Gefühl man reist in der Tasche mit euch mit � Rumänien ist landschaftlich nach euren Bildern zu urteilen echt eine Reise wert… bleibt schön gesund und guten Start in Bulgarien �

  • #2

    Konny & Tom (Donnerstag, 22 Juli 2021 17:37)

    Tolle Berichte und Bilder........ bei der nächsten Frisur den Uwe andersrum drehen...��

  • #1

    Brüderling (Donnerstag, 22 Juli 2021)

    Wieder ein genialer Blog und viele schöne Bilder!
    Hat sich der Braunbär eigentlich mit dem Bärtigen gut verstanden?