Ferner Osten, fernere Kulturen

 

Geschlossene Landesgrenzen, schwierige politische Situationen und der Wunsch nach Abwechslung lassen uns wiederum in den Flieger steigen.

Der eigentliche „Plan“ sah vor Südostasien zu erkunden, aber wir fühlen uns nicht bereit. Wieder arme Länder, wieder mehr Chaos als Ordnung, wieder viiiiiele (liebe) Kinder…. Das und andere Gründe lassen uns ein Ziel ins Auge fassen, was wir vor der Reise nie im Blickfeld hatten. Eine Begegnung im Iran ließ uns damals aufhorchen und nun unsere Reiseroute anpassen. (Route? – Welche Route eigentlich?)

Südkorea soll es sein.

 

In der Metropole Seoul kommen wir an und verweilen… Tag um Tag verlängern wir den Aufenthalt in unserer Unterkunft – wir brauchen eine kleine Verschnaufpause. Und so kommen wir allmählich in dieser fremden Kultur an. Auch Jungmin (unsere Begegnung im Iran, der für ein paar Wochen zu Hause weilt) führt uns formvollendet in die Ess- und vorallem Trinkkultur des Landes ein. Na wenn das kein gelungener Start ist.

 

Nach einigen Besorgungen, Sightseeing und viel Ruhe ziehen wir los… langsam natürlich. Die Tageskilometer halten sich in Grenzen, obwohl wir auf top Radwegen oder Asphaltstraßen unterwegs sind. Aber wir genießen.

 

Zuerst folgen wir mehr oder weniger dem Grenzverlauf zu Nordkorea gen Osten (Aussichtsplattformen, um die Landschaft Nordkoreas zu bestaunen, sind leider alle aufgrund Bauarbeiten geschlossen…), besuchen den Nationalpark Seoraksan (mit vielen vielen Südkoreanern, denn es ist langes Wochenende) und fahren die Küste entlang des Ostmeers aka Japanisches Meer gen Süden nach Busan. Zwischendrin besuchen wir Gyeongju (einstmalige Hauptstadt Koreas), pausieren in einer gesichtslosen Stadt wegen Unwetter und besuchen massenweise Tempel.

 

Die Südkoreaner sind ein fröhliches und campingbegeistertes Völkchen (vorallem an Wochenenden), das wohl liebend gerne mehr mit uns kommuniziert hätte, wenn da nicht das Fehlen einer gemeinsamen Sprache wäre. Englisch ist hier selten und südkoreanisch ziemlich schwierig für uns für die kurze Zeit zu lernen. Nichtsdestotrotz ist es ein schönes Land, hügelig und grün mit angenehmen Dörfern und bunten Tempeln. Es ist sicher und das Radfahren gestaltet sich regelrecht einfach für uns. Für die Mittagspause ist stets ein 7-Eleven oder FamilyMart um die Ecke. Allerdings schockieren uns etwas die Preise in Supermärkten… deutlich über deutschem Niveau (Stand vor unserer Abreise) und so richtig kommt eine fernöstliche Stimmung nie bei uns an…

 

Sind wir des Reisens doch müde? Ist es letztlich zu viel Input, sodass wir diese Kultur nicht mehr in uns aufnehmen können? Oder liegt es doch am Land selbst? Eine aufstrebende Wirtschaftsmacht, dessen Reichtum man spürt und sieht. Neue gesichtslose Häuser reihen sich in Dörfern und Städten, zum täglichen Fitnesstraining des gemeinen Südkoreaners gehört die neueste und bunteste Outdoorkleidung, in Tempeln geht es beim Gebet hektisch zu und man hat das Gefühl, dass die Menschen nicht zur Ruhe kommen. Die Landschaft ist schön, aber nicht spektakulär.

 

 

Nun denn, Zeit für etwas Neues! Und wie die Fügung so will: Japan öffnet seine Landesgrenzen für den Tourismus uneingeschränkt. Na dann, wieder ein Land, welches nicht auf unserer Liste stand, aber wenn wir schon mal hier sind…

Von Busan fliegen wir nach Fukuoka, Japan. Die Fährverbindungen sind leider noch nicht wieder aufgenommen. Und hallo! Japan überrascht! Schon in Fukuoka (eine Küstenstadt auf der Insel Kyushu) besuchen wir ein paar Tempel und Schreine und da überkommt uns doch tatsächlich ein Gefühl der Ruhe und des Einklangs. Die Japaner sind keine Frage zielgerichtete und teilweise stressige Menschen – immer natürlich mit Höflichkeit gepaart – aber nicht hier. Es herrscht eine ruhige Atmosphäre, außer beim ins Hände klatschen und rütteln der Glocke vor dem Gebet, man will ja schließlich auch von den Obrigen gehört werden. Alte riesige Bäume, gedeckte Farben und die spezielle Architektur beherrschen aber die Stimmung.

 

 

Tempel und Schreine gibt es unzählige auf den japanischen Inseln und immer wieder entzündet Uwe hier und da eine Kerze sowie drei Räucherstäbchen. Aber auch generell befahren wir immer wieder gute Asphaltstraßen durch dichte Wälder. Eine beinahe postapokalyptische Stimmung: man sieht den Eingriff des Menschen in die Natur, aber den Menschen selbst nicht. Manchmal queren Affen unseren Weg, aber das war’s dann auch schon. Der Wald ist Balsam für die Seele und wir verstehen den Sinn der hierzulande anscheinend beliebten Waldtherapie. Die Dörfer und die kleineren Städte bestehen noch aus diesen schicken typischen japanischen Häusern und die Lebensmittelpreise sind erschwinglich.

 

Dieser Kontrast zwischen dem eher traditionellem Landleben und den modernen Großstädten ist faszinierend. Sowieso haben wir wohl die schönste Jahreszeit gewählt um durch die japanischen Landschaften zu flanieren. Der Herbst zeigt seine Farbenpracht an jeder Ecke – das Herz geht uns auf.

 

Wir befahren erst einen Teil der Insel Kyushu, danach schiffen wir auf Shikoku ein, bis wir über hohe lange Brücken auf die Hauptinsel Honshu fahren.

 

 

Unterwegs sehen wir aktive Vulkane, besuchen in Vulkanasche vershüttete Häuser, erleben die Aktivität hautnah in Form von Fumarolen und genießen so manche heiße Quelle. Auch Hiroshima statten wir einen Besuch ab. Eine nette Stadt mit tragischer Geschichte, die uns im zugehörigen Museum nochmals verdeutlicht wird.

 

 

Von Hiroshima wollen wir dann schnell mal noch nach Tokyo – 1000 km in zwei Wochen. Es wird schließlich Winter und da fühlen wir uns plötzlich doch bereit für Südostasien – Sonne, Strand, Meer…… Nun ja. Die Highlights nehmen wir nichtsdestotrotz mit. Und die wären: Küste, UNESCO Schloss Himeji, Kyoto (die beeindruckende ehemalige Kaiserstadt) und natürlich der Fuji! Und jaaa, wir sehen ihn schon von weit weit her. Die Beschreibung majestätisch trifft es ziemlich gut.

 

 

Tokyo selbst ist eine weitere riesige Großstadt und das einzig erwähnenswerte ist die große wirklich schöne Pyramide, die auf einem der Weihnachtsmärkte steht. Die Vorweihnachtszeit hat auch uns im Griff und so gehen wir auf die Suche nach Glühwein – erfolgreich! Juhu!

 

So… nun klingt es so als sei Japan das nonplusultra… Überraschung: so ist es nicht. Ha! Alles hat eine Schattenseite und hier ist es unter anderem der Müll. Ja, wir waren auch überrascht, aber Japan ist nicht sauber! Müll ist zahlreich und wird dementsprechend verteilt. Sehr schade, vorallem wenn man Bilder sieht, wie die Japaner das Stadion hinter sich aufräumen… Die ausgesprochene Höflichkeit (bekundet durch ständiges Verbeugen), die Zurückhaltung und das überaus große Sicherheitsempfinden, lässt uns dann doch langsam das Chaos attraktiver erscheinen… Gute Voraussetzungen also um weiterzuziehen!

 

Aber ich bemerke gerade, so zahlreich sind unsere Beschwerden über dieses Land gar nicht… Mmh, vielleicht kommen wir doch mal wieder.:) Wenn wir mehr Geld haben.

 

Jedenfalls neigen sich drei Monate Ostasien dem Ende entgegen. Eine gute Zeit, eine überraschende Zeit. Aber uns wird es nun zu kalt. Winter is coming und wir besteigen den nächsten Flieger!

Wir freuen uns!!

 

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