Das letzte Kapitel - Südostasien

 

 

Wir landen in Hanoi, der Hauptstadt von Vietnam und sind sofort von dem Chaos fasziniert. Aufgeregt erkunden wir die für uns völlig neue Welt – und die Faszination bleibt! Das Leben findet hier auf dem Bürgersteig und auf den unzähligen Mopeds statt.

 

Nachdem wir das Visum für Laos organisiert haben, machen wir uns auch schon auf den Weg. Weihnachten steht vor der Tür und wir wollen die Tage gerne auf Cat Ba Island in der Halong Bucht verbringen. Diese Bucht ist bekannt für seine vielen hoch aufragenden Kalksteinfelsen und seit den 90er Jahren ein Weltnaturerbe. Nach einem schönen relaxten Weihnachtsabend, der von unserem Hotel organisiert wurde, besichtigen wir diese spektakuläre Landschaft zu Land und zu Wasser.

 

Silvester ist aber nun aber auch bald und ein Ortswechsel ist angebracht, um das 30-Tage-Visum ausgiebig zu nutzen. Wir fahren nach Ninh Binh, auch die trockene Halong Bucht genannt, denn auch hier ragen Kalksteinfelsen in die Höhe – nur eben nicht im Meer. Die Gegend ist landschaftlich wieder ein Knüller, das Wetter dagegen eher mies und die Silvesternacht endet mit netten Bekanntschaften feuchtfröhlich. Südostasien macht ziemlich Spaß!

 

Da unsere Zeit aber doch begrenzt ist, wollen wir bald nach Laos einfahren. Kurz vor dem Grenzübergang erkennen wir jedoch unseren Fehler – die Grenze ist nicht für Touristen passierbar und so sind wir flexibel und fahren noch ein Stück weiter in Vietnam gen Süden zur nächsten Grenze.

 

Es ist wohl Schicksal, dass wir in Vietnam weiterfahren müssen, denn wir durchradeln nun eine traumhafte Landschaft in spärlich besiedelter Gegend. Dschungel, Höhenmeter, Affen, Regen und Sonne sind unsere Begleiter bis wir die (für uns passierbare) Grenze zu Laos erreichen. Dieses Stück im westlichen Zentralvietnam gehörte zu dem sogenannten Ho-Chi-Minh-Weg, ein weitverzweigtes Netz an Wegen und Straßen zur Versorgung der Vietkong im Vietnamkrieg. Dunkle Zeiten in diesem wunderschönen Land.

 

Wir fahren weiter und rücken in Laos ein. Es dauert nicht allzu lang bis uns die größere Armut und die Kinderscharen auffallen, die uns alle (!!) mit fröhlichen Rufen („Bye bye“) begrüßen. Sie kommen angerannt und winken und rufen bis wir wieder außer Sicht sind und wollen nichts weiter als Hallo sagen…

 

Unser Weg führt uns wieder nach Norden über staubige Wege bis nach Kong Lor. Unterwegs sehen wir immer wieder alte Bombenteile, Boote, die aus alten Bomben gebaut wurden und Bombentrichter. Laos ist das am stärksten von Bomben getroffene Land dieser Welt – dank des Vietnamkriegs.

 

Bei Kong Lor befindet sich eine riesige Höhle in den Kalksteinfelsen, die man mit einem Boot durchfahren kann – was wir natürlich auch tun. Leider ist zu der Zeit Stromausfall und so können wir nur mit Taschenlampen die Ausmaße dieses Wunders erahnen.

Einen Ruhetag gönnen wir uns noch in dem kleinen Dorf. Und was macht Uwe? Natürlich begutachtet er die Fahrräder und entdeckt eine nicht unerhebliche Schwachstelle an seinem Rad (August der Starke übrigens): die Hinterradnabe ist an vier Stellen gerissen. Die Speichen halten noch dank eines dünnen Ringes, der um die Nabe herumliegt… Nicht sehr vielversprechend für die hiesigen Straßenverhältnisse. Was nun? Der nächste Händler, der das Problem beheben kann, ist in Bangkok lokalisiert.

Wir beschließen zunächst mit einem TukTuk in die nächstgrößere Stadt zu fahren und herumzufragen, ob da nicht zufällig einer Aluminium schweißen kann. Man kann es sich vielleicht schon denken – vergeblich natürlich. Auch die nächste große Stadt hat keine solche Koryphäe. Nun gibt es nur noch eine Lösung, wir kleben die Risse mit Leim und fahren mit nur wenig Umweg in Richtung Bangkok.

 

 

Entgegen des ursprünglichen Plans nach Nordlaos (in die Berge) zu kurbeln, fahren wir nach Süden in Richtung Kambodscha. Wir folgen dem Mekong bis zu den 4000 Inseln und legen einen Ruhetag bei Lutz im Bungalow ein. Ein deutscher Althippie, der vor einiger Zeit nach Laos ausgewandert ist und das beste Schnitzel zubereitet, dass wir seit langem (so ungefähr zwei Jahren) hatten. Hier könnten wir eine Weile zubringen… Aber das Geld wird knapp und die Zeit auch, also Zeit weiterzuziehen.

 

Kambodscha begrüßt uns mit der für das Land bekannten Korruption und wir dürfen etwas mehr für unsere Visen zahlen, als sie offiziell kosten.

Nichtsdestotrotz ist es ein schönes Land. Zwar sieht man viel Abholzung und den menschlichen Fußabdruck, dennoch ist es irgendwie wild. Auf dem Weg nach Siem Reap besichtigen wir die Tempelanlagen von Koh Ker, um dann zur Hauptattraktion des Landes vorzustoßen: Angkor Wat.

 

Angkor Wat ist ein riesiger Tempelkomplex aus dem 12. Jahrhundert, ursprünglich hinduistisch, im Laufe der Zeit aber zu buddhistischen Zwecken umgewandelt. Und natürlich UNESCO Weltkulturerbe. Wir fahren zwei Tage mit dem Fahrrad in der Anlage herum und schauen uns unzählige Tempel an. Beeindruckend.

 

 

Bald schon geht es weiter nach Thailand. Freunde haben sich für einen Besuch in Südthailand angekündigt. Um es zeitlich bis zum Treffpunkt zu schaffen und um der Hitze zu entfliehen, nehmen wir den Zug nach Bangkok. Hier dürfen wir bei Rikke, die wir in Vietnam kurz kennen gelernt haben, bleiben. Eine Woche verbringen wir in ihrem Apartment, besichtigen die Stadt, lassen Uwe sein Rad reparieren und chillen! Und da wir es uns hier so lange gut gehen lassen, fahren wir nach Südthailand wiederum mit dem Zug. Wir haben genug Kilometer auf dem Tacho und langsam werden wir des Fahrradfahrens müde, vor allem bei den Bedingungen (heiß und luftfeucht).

 

Nach zwei Wochen Urlaub in Khao Lak verabschieden wir uns von unseren Freunden mit der Aussicht uns sehr bald wiederzusehen. Denn lange haben wir nicht mehr auf dieser Reise. Der Rückflug ist gebucht und nun müssen wir zusehen, dass wir rechtzeitig zum Flughafen kommen.

 

Wir fahren noch ein paar Hundert Kilometer mit dem Fahrrad und setzen uns in Georgetown in den Bus. Gemütliche letzte Stunden bis zu unserem „Ziel“ – Kuala Lumpur.

 

Dieses Ziel war nie wirklich unser Ziel, denn wir hatten keines. Was wir aber haben, ist ein Zeitlimit und dieses entschied letztlich unseren Endpunkt.

 

Nun sitzen wir also in Kuala Lumpur und genießen die letzten Tage auf unserer langen Reise. Wir schwelgen mehr und mehr in Erinnerungen, denken über die vergangene Zeit nach und freuen uns Deutschland wiederzusehen. Unsere Gedanken wechseln zwischen den praktischen Dingen (Fahrradkartons für den Flug organisieren, was machen wir mit unseren Autos in Deutschland, welche Reifen fahren wir zukünftig auf unseren Fahrrädern, wie kommen wir zum Flughafen, wo kriegen wir jetzt was zu Essen her ohne weit laufen zu müssen….), Erinnerungen an den Weg und Vorstellungen, was nun kommt.

 

Wir sind unendlich dankbar für jeden Augenblick auf dieser Reise, aber nun ist es Zeit das Abenteuer Heimkommen anzutreten.

Kommentare: 4
  • #4

    Elli (Dienstag, 28 März 2023 16:36)

    Liebe Jule, lieber Uwe

    Es ist einfach so großartig was ihr alles erleben durftet. Man kann es gar nicht in Worte fassen. Ihr könnt so dankbar dafür sein! Danke, das ihr uns ein klein wenig daran teil haben lassen habt. Wir hoffen ihr kommt gut nach Hause und lebt euch schnell wieder ein.

    LG Elli und Familie

  • #3

    Toni und Franzi (Montag, 27 März 2023 22:28)

    2 Verrückte auf dem Heimweg �
    Echt einfach krass, wie viele Kilometer ihr durchgezogen habt und was ihr alles tolles erlebt und berichtet habt. Kommt gut heim und liebe Grüße aus Neuseeland. Können eure Gedanken gut verstehen.
    Toni und Franzi mit Kids

  • #2

    Andre Muddy und Mann (Montag, 27 März 2023 19:29)

    Wir freuen uns auch sehr Euch wiederzusehen!:-))
    Gute Flüge und kommt gesund und munter wieder in der Heimat an!
    Bis demnächst!

  • #1

    Muddy und Vadder (Montag, 27 März 2023 16:51)

    Die Fahrradzeit verging ja wie im Flug -
    nun denn: einen guten Nachhauseflug�
    Wir freuen uns für euch - dass ihr so eine tolle Zeit hattet�; und freuen uns für uns - dass wir euch bald wieder hier haben �
    See you soon ���‍♀️�